Begegnung mit Ahamkara

Ahamkara… ein wohlklingendes Wort. A h a m k a r a … man könnte es fast singen. Es stammt aus dem Sanskrit, eine Sprache, die im Yoga verwendet wird. Ist so ähnlich, wie Latein in der Medizin. In der Yogaphilosophie gibt es drei innere Instanzen, von denen wir Menschen uns lenken lassen. Eine Instanz ist für das Denken und den Gedanken zuständig. Die Nächste Instanz ist der innere Entscheidungsträger und die dritte Instanz ist der „ICH-Macher“ – Ahamkara. Wir nennen diese Instanz in unserem üblichen Sprachgebrauch auch das EGO.

Auch wenn Ahamkara in unseren Inneren fest verankert ist, besitzt es die Fähigkeit sich wie eine Blase nach außen zu stülpen und Dinge in Besitz zu nehmen, die es haptisch noch gar nicht besitzt. Die Besitznahme findet vorab schon im Kopf statt. Ein gutes Beispiel dafür. Man steht in der Warteschlange beim Bäcker und bevor man dran ist, kauft ein Kunde vor einem das Stück Kuchen vor der Nase weg😱 , auf das man sich schon fokussiert hat. Man hat es faktisch schon in seiner Einkaufstasche. Der kurze Ruck, der einen dann durchfährt, das ist Ahamkara. 😁, das lauf aufschreit und sagt:“Das war mein Stück“

Mein Platz ist nicht dein Platz

Wir Waschfrauen des Hauses tragen unsere Wäsche zum Trocknen nun wieder zu den Wäscheplätzen in den Innenhof. Vorbei ist die Zeit, die Wäsche notdürftig auf den Balkon zu trocken. Der Wind soll Aprilfrische in die Wäsche pusten. Trockenplätze gibt es ja genug, sie reichen für alle. Man bekommt vielleicht nicht immer der Platz, den man gern nutzen möchte. Ich nutze den Paltz bevorzugt, den ich von meinem Balkon aus gut sehen kann. Ist der Platz besetzt, dann gehe ich halt ein paar Schritte weiter.

Ansprüche gibt es keine. Egal, in welcher Hausnummer man wohnt, egal, wie lange man schon als Mieter im Haus wohnt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Jetzt genug der Vorrede. Nachdem ich meine Wäsche auf die Leine gehängt hatte, sah ich anschließend noch mal vom Balkon aus auf den Platz. In dem Moment steuerte eine Mieterin aus dem Hause mit einem Wäschekorb zum Trockenplatz. Mir fiel auf, dass sie einen „krausen“ Nacken hatte. Natürlich war der Nacken nicht kraus, aber er schien angespannt gewesen zu sein. „Was ist jetzt los?“ fragte ich mich.

Der Zufall wollte es, dass wir uns wenig später im Flur und vor meiner Tür begegneten. Da wurde ich von ihr von der Seite angepöbelt. „Schönen Danke, dass sie mir noch Platz für meine Wäsche gelassen haben“ zischte sie mich an. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. „Haben sie die Leine gepachtet?“, fragte ich sie. Ich hörte nur eine vernuschlte Antwort. Ich hatte kein Wort mehr verstanden. Ihr Fluchen hörte ich noch von den oberen Etagen.

Mein lieber Schwan. Da bekam ich grade ein Paradebeispiel für die „vorab-in- Besitznahme“ erlebt. Ihren krausen Nacken, den ich kurz vorher wahrnahm, hatte für mich damit auch eine logische Erklärung. Weil sie mit dem angespannten Nacken aus dem Haus kam, denke ich, hat sie sich schon in der Wohnung aufgeheizt, als sie mich beim Wäscheaufhängen beobachtet. Ein gutes Beispiel, wie ein ausgestülptes Ahamkara etwas im Vorab in Besitz nehmen kann.

Diese kleine Geschichte dazu ist eher spaßig und bei mir schon längst vergessen. Nur ein kleiner Hauskrach zwischen Waschfrauen.

Im Kleinen wie im Großen

Aber auf höherer Ebene sieht das ganz anderes aus und kann viele Menschenleben kosten, wie z.B im Putinkrieg. In seinen Augen gehört die Ukraine ihm. Sein EGO hat das Land schon in Besitz genommen und entsprechend dieser Einstellung kann er sich das nächste und das nächste Land vornehmen. Seine Blaupause ist die Sowjetunion, die er schon im Kopf hat und damit auch die Länder, die damals in dem Verbund waren.p

Rettung in der Not?

Puh… nach wochenlangem Schweigen im Blog suche ich jetzt nach dem Faden, den ich verloren habe und wieder aufnehmen möchte. Es war ja nicht so, dass ich nichts zu erzählen hätte, ganz im Gegenteil. Kein Tag war wie der andere, immer was Neues und an manchen Tagen schien sich sogar meine Welt ändern zu wollen. Ja und ich bekam sogar einmal eins auf die Zwölf. Ich hätte es kommen sehen müssen, aber naja..ich tat es nicht. Unbeabsichtigt kam der Hieb auf verbalem Weg auf meine Zwölf. Der hatte in mir tagelang sogar einen körperlichen Schmerz erzeugt. Ich könnte darüber jetzt klagen, aber was soll´s .

Die Retterin?

Ich traf vor ein paar Wochen einen alten Bekannten. Wir machten zusammen AIKIDO, danach verloren wir uns für ein paar Jahren aus den Augen. Als ich ihn nach Jahren wieder traf, war er nicht mehr derselbe. Sein Körper war desolat, der Gang schwer und gebückt. Jede Bewegung mühsam und mit viel Zeitaufwand, jedes Wort, das über die Lippen kommen wollte, brauchte seine Zeit. Nach Jahren muss er den Preis, den er für die Glückseligkeit aus der Flasche bekommt, nun zahlen. Ein gemeinsamer Bekannter erzählte mir davon. Ich selbst erlebte ihn aber nie im Rausch. Ich erlebt ihn als Suchenden, der nach einer höheren Spiritualität suchte oder zumindest einer Person, die die höhere Spiritualität schon gefunden hat. Vielleicht sitzt diese Person in einer Höhle im Nirgendwo?

Wir unterhielten uns über alte Zeiten. Es dauerte etwas, bevor sein Redefluss für mich als Zuhörein das Tempo hatte, dass es mir keine Mühe mehr machte, ihn zuzuhören. Er zählte mir von seiner Liebsten, die in der fernen Heimat auf ihn wartet und er zeigte mir das Bild, auf dem er mit seiner Liebsten gemeinsam posierte. Sie wäre seine Jugendliebe und die Liebe ist ungebrochen, auch wenn sie 30 Jahre her ist und das viele Tausend Kilometer voneinander entfernt. Er verwendete das Bild mit seiner Liebsten als Startbildschirm für sein Handy und so war sie zumindest optisch für ihn immer da.

Wir hatten uns schon verabschiedet und jeder ging seine Wege, als mir eine ähnliche Parallele in Erinnerung kam. Es war wie eine Schablone, die ich beim Übereinanderlegen fast deckungsgleich sah. Die Erinnerung liegt schon ein paar Jahre zurück. Ich sah meinen Schwager nach dem Tod meiner Schwester nur noch selten. Auch er liebte den Flaschengeist und dieser liebte ihn, ließ ihn Zeit seines Lebens nicht mehr los. Nach Jahren war auch sein Körper davon gezeichnet. Die Haare weiß wie Schnee, die Körperhaltung desolat und der Redefluss hatte nichts mehr zu bieten, außer alte Kamellen.

Als ich ihn das letzte Mal sah, saß er in seinem Sessel. Er hatte ihn ans Fenster geschoben. Nicht der Fernseher stand im Zentrum seiner Blickrichtung, sondern ein Bild. Auf dem Fensterbrett stand ein Bild von einer Freundin, aus den Jahren vor der Ehe mit meiner Schwester. Und immer wenn er aus dem Fenster sah, sah er auch das Bild an, auf dem seine Jugendliebe abgebildet war. Ich sah ihm an, dass er auf sie wartete. Sie kam nie und er starb eines Tages über Nacht.

Und da sah ich das Gleichnis. Beide Männer waren fest am Flaschengeist verankert und beide gruben ihre Jugendliebe aus und schauten mit sehnsüchtigem Blick darauf. Noch einmal anfangen, ganz von vorn und dann wird alles besser. Für meinen Schwager hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt, für meinen Bekannten? Das werde ich vielleicht nie erfahren. Eine Traurigkeit ließen beide Männer bei mir zurück.